VCD Baden-Württemberg, Presseinformation Nr. 3/2016, Stuttgart, 20. Januar 2016
Feinstaubalarm Stuttgart: VCD fordert Ausbauplan und verbraucherfreundliche Preise für ÖPNV in Stuttgart
LUBW-Messung zeigt fast um das Dreifache überschrittenen Grenzwert für Feinstaub
Der ökologische Verkehrsclub sieht sich in seiner Kritik angesichts der aktuellen massiven Überschreitung des Feinstaubgrenzwerts – gestern um fast das Dreifache – bestätigt, dass der am Montag ausgerufene Feinstaubalarm mit dem damit verbundenen Appell an die Autofahrer, das eigene Fahrzeug stehen zu lassen, unzureichend ist. Der Aktionsplan zur Luftreinhaltung von Stadt und Land wird auch in Zukunft nicht greifen, ist sich der VCD sicher, so lange die Rahmenbedingungen, insbesondere ein gut ausgebautes, zuverlässiges, mit ausreichend Kapazitäten versehenes und preisgünstiges ÖPNV-Angebot, nicht vorhanden sind.
„Dass es in anderen Großstädten möglich ist, einen erheblichen Anteil der Menschen dauerhaft zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bringen, zeigen Großstädte wie München und Zürich“, erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. „Während in Stuttgart die Einwohner rund 144-mal im Jahr den ÖPNV nutzen, fahren die Münchner rund 241-mal im Jahr mit Bus und Bahn. Spitzenreiter sind die Züricher Einwohner, die mit 411 Fahrten jährlich fast dreimal so häufig den ÖPNV nutzen. Entsprechend geringer ist auch die Feinstaubproblematik in München und Zürich.“1
Damit der ÖPNV in der Region eine wirkliche Alternative zum Auto werden könne, müsse aus Sicht des VCD der ÖPNV in Stuttgart und Region konsequent und zügig ausgebaut werden. Ein maßgebliches Ziel müsse dabei sein, die Fahrtzeiten des ÖPNV im Vergleich zur Straße deutlich zu reduzieren. Dazu gehöre die Auflösung der bestehenden und geplanten Engpässe im Schienennetz (z.B. Stuttgart – Zuffenhausen und bei der S-Bahn die geplante Station Mittnachtstraße) und es müsse zudem zügig die im tangenS-Konzept des VCD die für den S-Bahn-Verkehr geforderte Ringverbindung umgesetzt werden. Diese würde zu einer wesentlichen Entlastung der Verkehrsströme in und um die Landeshauptstadt beitragen, da die Fahrgäste nicht mehr zwingend das Nadelöhr der Stuttgarter Stammstrecke passieren müssten.
Eine weitere Baustelle beim ÖPNV-Angebot sei das wenig transparente Preissystem des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) und die Höhe der Fahrpreise, die Autofahrer von einem dauerhaften Umstieg abhalte, moniert der VCD. Dies sei allerdings weniger eine Entscheidung des VVS, sondern der Aufgabenträger des ÖPNVs, die entscheiden müssten, ob der öffentliche Nutzen des ÖPNVs nicht zu einem stärkeren Anteil als heute vom Steuerzahler – und damit auch vom Autofahrer, der nicht umsteige, getragen werden müsste, so der VCD.
Ein pünktlicher, zuverlässiger und günstiger ÖPNV mit sinnvollen und attraktiven Verbindungen müsse daher angesichts der prekären Lage der Landeshauptstadt beim Thema Luftreinhaltung oberste Priorität haben, unterstreicht Lieb.
Quellen:
- Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg: Messstation „Stuttgart Neckartor“ (vorläufige Werte) – Feinstaub PM10Tagesmittelwerte
- VCD-Konzept für den S-Bahn-Verkehr ‚tangenS’
1Quelle: eigene Auswertungen 2014